IT-Systeme für ein wirksames ISMS – Verfügbarkeit
Data Privacy von Chantal Nußbaum

Um Ausfällen in der IT-Infrastruktur entgegenzuwirken, ist eine hohe Verfügbarkeit unverzichtbar. Dementsprechend sollten bestimmte IT-Systeme in das ISMS integriert werden.
Betriebsunterbrechung, Produktivitätsverlust, finanzieller Schaden, Imageverlust und Gefährdung der Sicherheit - Ein Ausfall der IT-Infrastruktur kann weitreichende Folgen haben. Eine hohe Verfügbarkeit der IT-Infrastruktur ist daher unerlässlich, um Kommunikationswege, Produktionsstandorte und Arbeitsplätze jederzeit nutzen zu können. Vor allem in kritischen Bereichen wie Energie- und Wasserversorgung, Verkehr und Logistik, Gesundheitsversorgung, Telekommunikation und Internet, Abfallwirtschaft als auch die Produktion, Verarbeitung und Vertrieb von Lebensmitteln kommt der Gewährleistung der Verfügbarkeit eine tragende Bedeutung zu.
Hochverfügbarkeit für ein robustes ISMS
Nachfolgende Systeme können bei der Härtung der IT-Landschaft unterstützen und zu einer Hochverfügbarkeit (HA, High Availability) führen. Hochverfügbarkeit bezieht sich auf die Fähigkeit eines Systems, einen unterbrechungsfreien Betrieb und Zugriff zu gewährleisten. Die Reduzierung von Ausfallzeiten, die Eliminierung einzelner Fehlerquellen und die Replikation und Verteilung von Daten über mehrere Standorte hinweg tragen zu einer hochverfügbaren Systemarchitektur bei.
Alle Systeme auf einen Blick
- Redundanzen bilden durch Colocation
- Virtualisierungsumgebung / Hochverfügbarkeit / Cluster
- Stromversorgung mit NEA / USV bei Ausfällen
- Fazit
Verfügbarkeit
Redundanzen bilden durch Colocation
Unternehmen können von einem professionellen Rechenzentrum profitieren, ohne selbst in die Einrichtung investieren zu müssen. Colocation (Auslagerung Ihrer Infrastruktur in ein Rechenzentrum) kann dazu beitragen, Ausfallzeiten und Datenverluste zu vermeiden, indem es eine örtliche und physische Trennung zur bisherigen Infrastruktur zur Verfügung stellt. Hierdurch können Workloads verteilt und gleichzeitig ausfallsicher sowie redundant ausgelegt werden. Bei der Auswahl eines geeigneten Rechenzentrums für Colocation sollte darauf geachtet werden, dass sich dieses in der EU bzw. EWR befindet und eine ISO 27001 Zertifizierung oder eine vergleichbare Zertifizierung vorweist.
Virtualisierungsumgebung / Hochverfügbarkeit / Cluster
Mit einem Cluster, bzw. einer Virtualisierungsumgebung können Anwendungen und Betriebssysteme isoliert auf einer virtuellen Maschine auf verschiedenen physischen Server des Clusters bereitgestellt werden. Fällt ein physischer Server aus, übernimmt ein anderer physischer Server die Bereitstellung der virtuellen Server. Die virtuelle Maschine samt ihrer bereitstellenden Dienste ist somit sofort wieder verfügbar, trotz Ausfall eines physischen Servers, der im Nachgang bequem ausgetauscht oder repariert werden kann. Vor allem diese Clusterfunktion bietet eine höhere Verfügbarkeit, die auch als Schutzziel eines ISMS zu erreichen ist. Als zuverlässige Lösung kann hier beispielsweise die Open Source Virtualisierungsplattform Proxmox VE® genutzt werden.
Stromversorgung mit NEA / USV bei Ausfällen
Um sicherzustellen, dass IT-Systeme und andere Geräte während eines Stromausfalls oder bei Netzschwankungen weiter funktionieren, ist eine Netzersatzanlage (NEA) und/oder eine unterbrechungsfreie Stromversorgung (USV) sinnvoll. Eine NEA oder USV kann einen unverzichtbaren Schutz für kritische Systeme bieten, indem sie eine unterbrechungsfreie Stromversorgung gewährleistet. Dadurch können Ausfallzeiten und Datenverluste vermieden werden. Insbesondere in Unternehmen mit einer hohen Abhängigkeit von IT-Systemen ist die Installation einer NEA oder USV unerlässlich.
Verfügbarkeitsklassen: Maximale jährliche Ausfallzeit
In Deutschland werden IT-Systeme und einzelne Komponenten wie Leitungen, Switches, Firewalls etc. in verschiedene Verfügbarkeitsklassen (VK) unterteilt. Diese Verfügbarkeitsklassen geben an, wie lange eine jährliche Ausfallzeit maximal betragen darf. Die Verfügbarkeit wird in der Regel als Prozentwert über einen Zeitraum von einem Jahr ausgedrückt. Beispielsweise entspricht eine Verfügbarkeit von 99,99 % einer Ausfallzeit von bis zu 53 Minuten pro Jahr.
Verfügbarkeitsklassen nach BSI
Das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) verwendet eine Systematik, die sich aus sechs Verfügbarkeitsklassen zusammensetzt.
VK | Bezeichnung | Verfügbarkeit | Ausfallzeit pro Jahr |
VK 0 | Ohne zugesicherte Verfügbarkeit | ~95 % | bis zu 438 Stunden |
VK 1 | Normale Verfügbarkeit | 99 % | bis zu 88 Stunden |
VK 2 | Hohe Verfügbarkeit | 99,9 % | bis zu 9 Stunden |
VK 3 | Sehr hohe Verfügbarkeit | 99,99 % | bis zu 53 Minuten |
VK 4 | Höchste Verfügbarkeit | 99,999 % | bis zu 6 Minuten |
VK 5 | Desaster-tolerant | keine Angabe | keine Angabe |
Hochverfügbarkeit wird in Unternehmen häufig im Rahmen von Service Level Agreements (SLA) geregelt. Bei der Einführung neuer IT-Systeme und Komponenten sollten die SLAs darauf geprüft werden, welche Verfügbarkeitsklasse angegeben ist, um böse Überraschungen zu vermeiden.
Viele Systeme müssen 24 Stunden am Tag, 7 Tage die Woche online sein, d.h. das ganze Jahr über „24/7“. Widerum andere Systeme müssen jedoch nur während eines bestimmten Zeitraums hochverfügbar sein. Unternehmen müssen sich hier konkrete Gedanken machen, welche Systeme in ihrer Struktur besonders kritisch sind und hochverfügbar zur Verfügung stehen müssen.
Fazit
Die Verfügbarkeit von IT-Systemen ist entscheidend für das reibungslose Funktionieren eines Unternehmens. Durch Hochverfügbarkeit können einzelne Ausfallpunkte von IT-Komponenten beseitigt oder reduziert werden, die bei einem Ausfall den Unternehmensbetrieb stören könnten.