Jetzt ist digitale Souveränität gefragt!
ETES Allgemein von Markus Espenhain

Die Weltwirtschaft befindet sich im Umbruch, nicht erst seit den von US-Präsident Donald Trump verhängten Zöllen. In einer zunehmend digitalisierten Welt werden Daten zum neuen Öl, und die Kontrolle über diese Daten entscheidet über wirtschaftliche und politische Macht.
Viele digitale Dienste werden ausschließlich aus Rechenzentren in den USA zur Verfügung gestellt. Unternehmen haben sich in den letzten Jahren teilweise vollständig davon abhängig gemacht – aus heutiger Sicht ein schwerer Fehler. Die gesamte EU ist dadurch vollständig erpressbar geworden. Stellen Sie sich folgendes Szenario vor: Plötzlich werden per willkürlichem präsidialem Dekret die Datenverbindungen nach Europa für Clouddienste abgeschaltet. Kein Warenverkehr mehr möglich, kein Bargeld am Geldautomat. Unternehmen können weder Rechnungen stellen, noch begleichen. Schach matt! Ein Horrorszenario erster Güte.
Auch die Preise innerhalb der USA werden durch die Eingriffe in den Markt steigen und mit ihnen die Kosten für Cloudprodukte, die europäische Unternehmen nutzen. Schon in den letzten Monaten ging hier die Kostenspirale nach oben. Für viele Unternehmen ist dies, besonders in der derzeit schwierigen Wirtschaftslage, nicht mehr tragbar.
Wir müssen daher schnell und radikal umdenken. Dienste müssen aus dem europäischen Raum verfügbar gemacht werden, idealerweise mit europäischer Software. Oder noch besser: Mit bereits heute verfügbarer Open Source Software, gehostet in Rechenzentren europäischer Unternehmen. Die Lösungen sind vorhanden. Es bedarf nur des unternehmerischen Muts, diese Lösungen in der Wirtschaft einzusetzen und in die langfristige Sicherung der eigenen Produktivität zu investieren.
Hinweis: Dieser Kommentar erschien in der Ausgabe Mai/Juni 2025 des "Magazin Wirtschaft" der IHK Region Stuttgart. Der Originalartikel kann hier gelesen werden.